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Fahrrad fahren mit Anhänger
Mit Anhänger meine ich hier grundsätzlich alle einachsigen Anhänger mit 2 Rädern fürs Fahrrad.
Es gibt auch Gepäckanhänger mit nur einem Rad, damit habe ich aber keine Erfahrung.
Allgemeines - Entscheidungsfindung
Wenn man sich die Anschaffung eines Anhängers überlegt, sollte man einige Punkte in Betrachtung ziehen:
Was soll rein?
Was soll in den Anhänger? Kinder? Einkäufe? Hund? Oder doch das Gepäck für eine Reise?
Klar, für Kinder muß es ein Kinderanhänger sein. Alles andere wäre zu gefährlich. Da kann man auch in begrenztem Maß Einkäufe und Gepäck verstauen (mit Kindern gleichzeitig eher nicht ). Auch Hunde (nicht alle!) fühlen sich in einem Kinderanhänger wohl.
Für Hunde gibt es auch extra Anhänger.
Wenn man keine Kinder hat, keine geplant oder in Aussicht sind und Einkäufe, Pakete, Gepäck usw. transportiert werden soll, greift man zum Lastenanhänger.
Wo will ich fahren?
Die nächste Frage ist, wo will man eigentlich Fahren?
Sollen es nur wenige Kilometer zum nächsten Kindergarten oder Supermarkt sein, oder sind auch längere Ausfahrten oder gar richtige Reisen geplant?
Fährt man lieber auf der Fahrbahn oder auf breiten Feldwegen fernab vom Straßenverkehr? Oder werden bei jeder Gelegenheit Radwege (egal ob benutzungspflichtig oder nicht) benutzt?
Auf Fahrbahnen und asphaltierten Feldwegen kann man mit jedem Anhänger fahren. Geschotterte Feldwege oder auch reine Wiesenwege lassen sich meist auch mit jedem Anhänger fahren.
Bei vielen Radwegen sieht das anders aus:
Die sind für normale Fahrräder ausgelegt, nicht für Fahrräder mit Anhänger. Besonders Kinderanhänger für 2 Kinder können recht breit ausfallen. Da kann es schon einmal passieren, daß der Anhänger gerade noch auf den Weg paßt. Wenn überhaupt. Da sind dann schmale Anhänger zu bevorzugen.
Für längere Reisen ist unbedingt darauf zu achten, daß möglichst viele Ersatzteile auch vor Ort gekauft oder selbst hergestellt werden können. Vor allem bei den Reifen sollte darauf geachtet werden, daß vor Ort erhältliche Größen montiert sind.
Die Ersatzteilbeschaffung von Teilen aus Deutschland kann länger dauern und teuer werden. Und alles kann man nicht mitnehmen.
Wie groß soll der Hänger werden
Klar, entscheidend ist, was geladen werden soll. Für größere Packstücke wie Pakete wird vor allem Fläche, also Länge und Breite entscheidend sein, für Schutz vor Regen auch die Höhe und die Abdeckung.
Für den Großeinkauf im Supermarkt zählt das Volumen und in der Regel eine Abdeckung gegen Sonne und Regen.
Die Breite ist da nicht so wichtig.
Zu beachten ist das Verhältnis Höhe zu Breite. Je höher und schmaler der Anhänger, umso leichter kippt er um.
Mein Anhänger ist 60cm breit und 80cm hoch, das ist ein sehr ungünstiges Verhältnis. Besonders leer oder leicht beladen kippt er recht leicht um. Ich habe es jetzt fünfmal hinbekommen, bisher zum Glück ohne großartige Schäden am Anhänger und ganz ohne Schaden bei anderen.1)
Ein breiterer und flacherer Anhänger sollte beim Kauf bevorzugt werden. Er liegt deutlich besser auf der Straße. Nachteilig wirken sich allerdings Umlaufsperren, Pfosten usw. auf Radwegen aus.
Generell gilt zu berücksichtigen: je breiter und höher der Anhänger ist, umso mehr Windwiderstand bietet er. Für langsamere Fahrer und auf kurzen Strecken mag das weniger eine Rolle spielen, bei längeren Strecken und schneller Fahrweise macht sich jeder cm² der Angriffsfläche bemerkbar2). Je höher die Geschwindigkeit, umso höher der Widerstand.
Der Gegenwind hat viel Angriffsfläche und kann ganz schön bremsen.
Schön ist es bei Rückenwind, da freut man sich über die große Angriffsfläche, bei starkem Rückenwind gibt es einen ganz netten Schub von hinten.
Auf einer ziemlich ebenen Strecke in den Nachbarort bin ich mit dem Anhänger bei Gegenwind schon mal nicht über 15km/h hinaus gekommen, bei Rückenwind war ich mit etwas über 40km/h unterwegs.
Ein Augenmerk sollte man auch auf die Masse der Ladung haben. Der Anhänger muß auch für die zu befördernde Last ausgelegt sein und die Hersteller- Angaben müssen unbedingt beachtet werden, sonst drohen schwere Unfälle.
Brechende Achsen oder Deichseln können fatale Auswirkungen haben. Ein merklich verändertes Fahrverhalten des Anhängers auch.3)
In der Ebene macht sich eine höhere Masse kaum bemerkbar, am Berg dafür um so mehr.
Bergauf macht sich der Anhänger richtig schwer, das Fahrrad sollte ausreichend kleine Gänge bieten. Schieben mit einem schweren Anhänger ist bei steilen Steigungen auch nicht mehr so ohne!
Bergab schiebt der Hänger deutlich, vor allem wenn es steil abwärts geht. Das Fahrrad muß dafür gute (besser sehr gute) Bremsen besitzen, sonst kommt man schnell in kritische Situationen!
Andererseits macht es auf einer guten Fahrbahn richtig Spaß, schnell abwärts zu fahren.
Bei der Auswahl des Anhängers sollte auch auf das Gewicht des Anhängers geachtet werden.
Mein Anhänger wiegt leer schon gut 20kg. Das dürfte einigen schon zu viel sein, vor allem wiegt die Ladung auch noch was…
Die Deichsel
Ein wichtiger Punkt ist die Deichsel.
Es gibt zwei Ausführungen:
Hochdeichsel
Die Hochdeichsel wird am Gepäckträger oder am Sattelrohr befestigt.
Meinen Erfahrungen nach ist sie nicht zu emfehlen, da sie die Fahreigenschaften des Zugrades durch den hohen Angriffspunkt deutlich negativ beeinflußt.
Beim Anfahren erhöht sich die Sturzgefahr, und beim Bremsen in einer Kurve kann der Anhänger das Fahrrad aus der Kurve drücken (großer Hebel).
Auch beim langsamen Kurvenfahren macht sich ein Anhänger mit Hochdeichsel deutlich bemerkbar, das Fahrrad will zum Kurveninneren hin kippen.
In Extremsituationen habe ich mehrmals Glück gehabt.
Darum hat mein jetziger Anhänger auch eine
Tiefdeichsel
Die Tiefdeichsel wird meist an der Achse des Hinterrades befestigt. Ich bin sehr zufrieden damit. Bisher habe ich beim Fahren kaum Einfluß auf die Fahreigenschaften des Zugrades festgestellt, auch bei starkem Bremsen, hoher Geschwindigkeit und gut 40kg Zuladung läßt sich das Gespann sehr gut fahren. Ich hab manchmal schon vergessen, daß ich einen Anhänger dran habe.
Fazit
Ich habe nur mal einige Punkte angeschnitten. Vor dem Kauf sollte unbedingt eine Probefahrt gemacht werden, einige Händler bieten sowas an. Oder man kennt jemanden mit Anhänger, der einen mal Probefahren läßt.
Fahrrad und Anhänger
Fahrrad
Bevor man einen Anhänger ans Fahrrad hängt, sollte man sich vergewissern, daß das Fahrrad auch für den Betrieb als Zugfahrzeug brauchbar ist. Sonst bereitet das Fahren mit Anhänger eher Schmerzen (eventuell auch sehr starke!) als Spaß.
Rahmen
Das Fahrrad muß mit der zusätzlichen Kraft, die auf den Rahmen wirkt, zurechtkommen. Im Zweifel sollte man beim Hersteller nachfragen, ob das Fahrrad mit dem gewünschten Anhänger betrieben werden darf. Sonst sind häufigere Reparaturen oder auch brechende Teile zu erwarten.
Der Rahmen sollte außerdem nicht zum Flattern neigen. Durch den Anhänger kann das Flattern kann das Gespann unbeherrschbar werden.
Bremsen
Für den Betrieb mit Anhänger muß das Fahrrad gute und starke Bremsen besitzen. Immerhin sollte man das schwere Gespann auch bei Gefahrenbremsungen und bergab noch unter Kontrolle haben.
Anhänger mit Auflaufbremse habe ich im Handel noch keine gesichtet. Leider. Sind wohl zu teuer, wären aber meiner Meinung nach sehr sinnvoll.
Unter V-Brakes sollte man nicht anfangen, ich habe hydraulische Felgenbremsen4). Gute Scheibenbremsen wären auch kein Fehler.
Beim Bremsen muß einiges an Energie in Wärme umgewandelt werden, das muß die Bremse können. Vor allem auch bei längeren Abfahrten mit etwas mehr Gepäck.
Anhänger
Kupplung
Die Kupplung muß drehbar sein, sonst kann ein Umkippen von Fahrrad oder Anhänger zu größeren Schäden an Kupplung, Deichsel und Hinterbau des Rahmens führen.
Sicheres Fahren
Ladung
Die vom Hersteller angebene Zuladung für den Betrieb am Fahrrad5) darf nicht überschritten werden. Es drohen sonst reißende Kupplungen, brechende Achsen, Deichseln oder Rahmen. Auch das Fahrverhalten kann gefährlich beeinflußt werden. Bei größeren Unebenheiten kann auch die Achse abgerissen werden (je nach Bauart).
Die Zuladung ist gleichmäßig zu verteilen, auf der Deichsel sollte ein klein wenig mehr Masse liegen.
Die Hauptmasse soll möglichst auf der Achse liegen.
Bei stark ungleichmäßiger Beladung kann der Anhänger heftig schwingen, was wiederum einen negativen Einfluß auf die Fahreigenschaften hat.
Schwere Gegenstände müssen grundsätzlich so tief wie möglich liegen, sonst erhöht sich die Kippgefahr.
Beim Einladen muß von vorne nach hinten geladen werden, das Ausladen muß von hinten nach vorne erfolgen, sonst besteht die Gefahr, daß das Fahrrad ausgehebelt wird und umfällt.
Wenn nicht formschlüssig geladen werden kann, muß die Ladung gegen Verrutschen gesichert werden.
Bei einer Vollbremsung kann eine nach vorne verrutschende Last zu einer deutlichen Verlängerung des Bremsweges führen oder auch nach vorne durchschlagen.
In Kurven kann verrutschende oder verrutschte Ladung zum Umfallen des Anhängers führen.
Abgesehen von der Unfallgefahr kann eine rutschende Ladung auch Schaden nehmen.
Ich habe bei mir ein Stück Anti- Rutschmatte fürs Auto auf den Boden gelegt, das mindert das Rutschen schon deutlich. Als Nebeneffekt wird meine Bodenplatte geschont und meine Einkäufe klappern etwas weniger.
Generell verändert sich das Fahrverhalten von Fahrrad und Anhänger bei schwerer Ladung deutlich.
Bevor man gleich voll bepackt auf die Piste geht, sollte man vorher mit beladenem Anhänger auf einem leeren Parkplatz üben. Als Füllung eignen sich volle PET- Wasserflaschen oder gebündelte Zeitungen.
Unebenheiten
Wenn möglich sollte man Schlaglöcher umfahren. Bei höherer Geschwindigkeit kann ein durchfahrenes Schlagloch zum Kippen oder auch zum Hüpfen des Anhängers mit Seitenversatz führen.
In Kurven kann der Anhänger aus der Kurve hüpfen und er versucht dann natürlich auch, das Fahrrad mitzunehmen.
Bei nicht asphaltierten Feldwegen muß auch darauf geachtet werden, daß der Hänger keine zu große Schräglage bekommt.
Randsteine und Absätze
Randsteine und Absätze (z.B. Fräskanten) sind langsam und im rechten Winkel zu überfahren. Sonst hat man einen wild hüpfenden oder umkippenden Anhänger.
Kurven
Kurven dürfen nicht zu schnell genommen werden, vor allem enge Kurven.
Beim Abbiegen ist man schnell einmal zu schnell, was unweigerlich zum Umkippen des Anhängers führt. Parkende Autos können schnell beschädigt oder Fußgänger verletzt werden.
In Kurven hat der Anhänger einen anderen Kurvenradius als das Fahrrad. Von Hindernissen und Fußgängern ist ausreichend Abstand zu halten, sonst kann man schlagartig gestoppt werden.
Pfosten und andere Hindernisse
Bei glatter und ebener Oberfläche vergißt man unter Umständen schon einmal, daß man ein Anhänger dabei hat. Ist der Anhänger jedoch breiter als das Fahrrad, kann man schlagartig wieder daran erinnert werden, wenn man einen Pfosten, ein Schild usw. nicht weiträumig genug umfahren will. Von schweren Schäden an Fahrrad und Anhänger und einem heftigen Sturz ist auszugehen.
Vor der Fahrt
Regelmäßige Kontrollen von Deichsel, Kupplung, Rahmen und Rädern sind wichtig. Am Fahrrad müssen die Bremsen überprüft werden. Ein Versagen kann fatale Folgen haben.
Auf dieser Seite habe ich bestimmt das eine oder andere vergessen. Wenn du eine Ergänzung oder eine Frage hast, mail mich einfach an: florian@grossing.de